Allgemein
2022-02-22
Erst rasseln die Säbel, dann fliegen die Kugeln und dann fließt das Blut. Der Stolz des Menschen war schon immer größer, als seine Einsicht, entgegen einem Gefühl von Versagen vor der Vernunft zu kapitulieren. Niemand wird später wohl Gefallen daran gefunden haben, in dreckigem Morast und Gestank neben seinem Leidgenossen elendig zu krepieren. Wie naiv der Mensch doch sind, wenn er einer Utopie verfallen ist, die ihm nach seinem Leben als höchsten Einsatz Glück und Seligkeit verspricht! Es wird keine Helden geben, keine Siegreichen oder Opfer, es wird nur unnötiges Leid und sinnlosen Tod geben. Im geschichtlichen Zusammenhang mögen dann in der Zukunft Wissende ihre Schlüsse aus dem Ungemach der Vergangenheit ziehen. Die Gefallenen werden in den Annalen nirgends erwähnt werden. Sie werden verstummte Zeugen einer Zeit sein, in der große Persönlichkeiten zur Aktion aufgerufen haben, um dann die Beschworenen sogleich im Feuer des Wahnsinns verheizt zu haben.
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2021-11-10
Die Menschen sind wild geworden, haben ihre Furcht in Misstrauen umgewandelt. Bald wird es wohl soweit sein, und sie werden sich wie eine hungrige Meute von Wölfen auf mich stürzen. Sie werden mich umzingeln, ihre Zähne fletschen und die scharfen Krallen ausfahren. Ihre Leiber werden sich vor Wollust und Gier aufbäumen, und ihre Augen werden mich – das von ihnen auserkorene Opfer – nicht mehr loslassen. Dann wird es einen Moment geben, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Die wahnsinnigen Rufe und Schreie, das entmenschlichte Gejaule wird in die Ferne rücken. Leise und sanft werden die Häscher verschwinden. Die Bewegungen werden langsamer, die Welt wird wie eingefroren sein. Dann werde ich im Zentrum meiner Seele stehen, und einen Augenblick der Vollendung und Gelassenheit erfahren. Dann werde ich meine Augen schließen, und ich werde den Zwängen – wenn auch nur kurz – entschwinden.
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2021-10-19
Er hat nicht lange gehalten, der Zustand der Eintracht. Wohl früh in meiner Geschichte hat es sich angedeutet, dass die Umstände ein Dezenium nicht überdauern können. Welchen Zeitraum bedarf es denn, um zu erkennen, dass ich schon längst woanders sein sollte? Schön war es gewesen und beeindruckend. Angekommen war ich im Hause der Geborgenheit. Allzeit zärtlich lachte mir das wärmende Licht in der Finsternis, wenn ich spät abends heimgekommen bin. Es war alles nicht perfekt, aber gut genug, um den fletschenden Zähnen der Menschheit für ein Weilchen den Rang abzulaufen. Die Zeit verging, und der Kompass schien mehr und mehr in andere Richtungen zu zeigen. Die Ziele klafften auseinander, das Verständnis für Individualität ging zunehmends verloren. Geblieben sind nur der Wunsch nach körperlicher Nähe, nach einer tröstenden Umarmung.
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