In der alltäglichen Sprache werden immer wieder Begriffe verwendet, deren Bedeutung zwar scheinbar klar ist, bei näherer Betrachtung aber die Anwendung dieser Begriffe fehlgeht. Daher nun ein bescheidener Versuch, die Begriffe Ironie, Sarkasmus und Zynismus zu klären. Ziel dieses Versuchs ist es, das Erkennen und auch die Anwendung die aus diesen Substantiven abegleiteten Adjektive „ironisch“, „sarkastisch“ und „zynisch“ im Gespräch zu erleichtern.
Zwar werden die Begriffe Ironie, Sarkasmus und Zynismus, und von ihnen abgeleitete Adjektive, oft synonym verwendet, doch besteht ein klarer Unterschied zwischen den Phänomenen, die in diesen Begriffen modeliert sind. Ironie ist unter anderem gefasst als „hinter scheinbarem Ernst versteckter Spott“. Sarkasmus gilt als „Hohn“ und „bissiger Spott“. Zynismus stellt eine „Moral- und Wertevorstellungen missachtende Gesinnung“ dar, weiters auch „Unsauberkeit“, „Schamlosigkeit“ oder „Spottsucht“. [1]
Zur Veranschaulichung: Jemand übt eine Tätigkeit x in zu hohem Maße aus, und erleidet dadurch negative körperlich-geistige Konsequenzen. Für x kann vieles gelten, hier soll für x „Bier trinken“ eingesetzt werden. Jemand gibt in einem Gespräch einer anderen Person zu verstehen: „Boah, gestern hab‘ ich zehn Biere getrunken, und heute geht es mir echt schlecht!“ Zur Unterstreichung der Eigentümlichkeit dieser Implikation hat die Empfänger:in dieser Aussage nun (unter anderem) drei Möglichkeiten der Antwort (der Dramaturgie halber nicht in alphabetischer Reihenfolge der Möglichkeiten aufgezählt):
- Ironisch:
- “Nein wie schrecklich, ich kann mir gar nicht erklären, warum es dir jetzt so schlecht geht.“
- Sarkastisch:
- “Du bist ja nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte. Dass es dir nach zehn Bieren schlecht gehen wird, hättest du schon vorher wissen können.”
- Zynisch:
- “Ich finde Bier Saufen geil, mach‘ weiter so!”
Obige Begriffsunterscheidung und anschließende Veranschaulichung zeigt sehr schön, dass sich die Antwortmöglichkeiten — als Eskalationsstufe verstanden — alphabetisch aufsteigend sortiert ihres Spottvermögens verwenden lassen. Weiters gilt zu beachten, dass Zynismus ein pädagogisches Element vermissen kann, also die Empfänger:in einer zynischen Antwort nicht per se zum Reflektieren ihrer Handlungen angeregt werden soll.
Ich halte fest: Will frau Ironie ausfindig machen, dann achte sie auf einleitende Worte oder Phrasen wie „Echt“, „Ach wirklich“, „Nein, im Ernst“ oder „Wer hätte sich das denken können“ in Verbindung mit einer Bestätigung der diese Antwort bewirkenden Aussage. Ist es nötig, Sarkasmus zu erkennen, dann achte frau auf Beleidigungen als Phrasenpräfixe oder -suffixe wie etwa „Du Pfosten“, „So ein Intelligenzbolzen“ oder (mein persönlicher Favorit) „Also wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich“ in Verbindung einer zur Aussage hin verknüpften, nicht zustimmenden Antwort. Zynismus ist leichter erkennbar, führt er einem doch vor, wie anmaßend und verletzlich gängige moralische Vorstellungen innerhalb einer Gesellschaft sind (ein historisch prägsames Beispiel: „Geh‘ mir aus der Sonne!“).
Ein Nachsatz: Wem dieser Post zu sarkastisch war, der möge die Ironie der Kommunikation berücksichtigen, dass sie immer zu Missverständnissen führen kann, bevor dieser jemand zynisch die moralischen Werte des Erstellers dieses Artikels infrage stellt.
Grüße.
Quelle
[1] Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1999): Erarbeitet von W. Pfeifer. 4. Auflage. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.