Alles für den König

Nein, ich kann einem Umstand beim besten Willen nichts abgewinnen: Dass Menschen nach all den Jahren ihrer “Entwicklung” immer noch Krieg führen. Zieht ein Sturm des Hasses auf, dann scheinen alle Mittel und Wege recht, zu den Waffen zu greifen. Wir haben nichts dazugelernt. Kein noch so zu unrecht vergossener Tropfen Blut hat uns gezeigt, dass das Leben doch wertvoll und einzigartig ist. Wie ein Spiel wird das Gemetzel von weitem betrachtet, werden die Ränge erklommen, um vom mollig Warmen aus dem Schauspiel der Gewalt zu frönen. Da kracht es, und es riecht beißend nach Schießpulver. Dort fällt ein vor kurzem noch vom Lebenshauch vereinnahmter Mensch als plumpe Masse zu Boden. All sein Streben, seine Geschichte und sein Tun sind in nur einem kurzen Moment vernichtet worden. Seine Angehörigen werden ihn nicht mehr als vor Wärme strahlendes Individuum erkennen, sondern nur noch seinen entstellten Leib bestatten können.

“Aber es ist doch für einen guten Zweck”, schreit die Menge von der Tribüne. “Wir müssen dem Feind doch mit allen Mitteln entgegenhalten!”, tönt es aus den Massen. Wer will sich schon gegen die Ansichten der Vielen stellen, es können doch nicht so viele falsch liegen. Doch fragt man genauer nach, dann tritt rasch Stille anstelle des vormaligen Gegröles ein: Woher wisst Ihr denn, wer der Feind ist, und warum wisst ihr es? Wer hat Euch gesagt, dass Ihr irgendwen warum auch immer drangsalieren müsst? Was sind Eure Quellen der Erkenntnis, die Euch schlussfolgern haben lassen, dass es nun an der Zeit sei, jemanden zu zerstören? Hattet Ihr eine nonverbale Offenbarung in Euren Träumen? Habt Ihr selbst mit den Menschen geredet, ihr Handeln geprüft, und seid dann zu dem Schluss gekommen, dass es für alle beser ist, dieses Gegenüber von der Welt zu tilgen?

Oder ist Euch vielmehr eine Information zugetragen, ein Floh ins Ohr gesetzt worden, dass irgendwer ja gar nicht anders kann, als der Feind zu sein? Der sieht doch schon so aus, als würde er kleine Kinder fressen. Der ist es, den wir einfach so verurteilen können - glaubt mir, ich zeige ihn Euch, diesen Verbrecher! Und Krieg ist ja was Förderliches, etwas, dass uns als Menschheit insgesamt weiterbringt. “Der Krieg ist der Vater aller Dinge”, heißt es doch, oder nicht? Krieg ist Fortschritt und Reinigung dieser gefallenen Welt! Wir wollen diesen Krieg, er wird alles wieder in die richtige Richtung lenken! Und doch, hätten wir nur einen Moment innegehalten, uns nur einmal das ganze Bild der Welt angesehen, und nicht nur einen kleinen Ausschnitt, dann wären wir weise gewesen. Denn diese strenge Vater hat “…die einen zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven und die anderen zu Freien gemacht.” Nun, ihr vom Kriege belustigten, seid Ihr göttlich durch eure Aktion freie, oder versklavte Menschen geworden? Nein, sagt nichts, ich kenne die Antwort bereits!

Grüße.