Er hat nicht lange gehalten, der Zustand der Eintracht. Wohl früh in meiner Geschichte hat es sich angedeutet, dass die Umstände ein Dezenium nicht überdauern können. Welchen Zeitraum bedarf es denn, um zu erkennen, dass ich schon längst woanders sein sollte? Schön war es gewesen und beeindruckend. Angekommen war ich im Hause der Geborgenheit. Allzeit zärtlich lachte mir das wärmende Licht in der Finsternis, wenn ich spät abends heimgekommen bin. Es war alles nicht perfekt, aber gut genug, um den fletschenden Zähnen der Menschheit für ein Weilchen den Rang abzulaufen. Die Zeit verging, und der Kompass schien mehr und mehr in andere Richtungen zu zeigen. Die Ziele klafften auseinander, das Verständnis für Individualität ging zunehmends verloren. Geblieben sind nur der Wunsch nach körperlicher Nähe, nach einer tröstenden Umarmung.
Die Entzweiung hat mich auf eine sonderbare Reise geschickt. Weg von sozialen Strukturen, hin zu Einsamkeit und Überlegung. Alles ist noch ruhiger geworden, es ist mehr Platz entstanden für den inneren Reigen, für das frivole Spiel der Gedanken. Die einst so greifbaren Destinationen, für die es ein Leben lang bräuchte, um sie zu erreichen, haben sich in Nebel gehüllt. Anfangs war es nur ein leichter Dunst, der mir das Finden der Richtung erschwerte, später dann eine dichte, bedrohliche Wand. Niedergesetzt hatte ich mich dann, und gewartet, war in Kontemplation versunken und wünschte mir sehnlichst ein Ende der Ungereimtheiten. Meine Welt war klein geworden, verlor an Perspektive, und langsam wurden meine Überzeugungen zu Stein.
Und dann – ganz plötzlich – wurde der Stein zu einem guten Fundament. Er hielt zusammen, was vorher im Sand des Zweifelns zu versinken drohte. Meine Sinne wurden wieder scharf, fanden ihren Weg durch noch so unwirtliche Information, um sie letztlich als Windhauch zu enttarnen. Andere werden noch öfters anderes von mir verlangen, mich mit ihren Ratschlägen versorgen wollen. Ich nehme es ihnen nicht mehr übel, sie meinen es doch nur gut mit sich und dem Rest der Welt. Aber mein Weg ist nun ein eigener, ein freudiger, aber auch ein schwieriger. Das war schon immer so, und jetzt will ich mich dazu bekennen: Ich will für jene verborgene Weisheit offen sein, die bis jetzt weder meinem Auge noch meinem Ohr zuteil geworden ist!
Grüße.