Mutig schlagen die Wogen gegen die Brandung, die Gischt wirft mir feine Wassertropfen ins Gesicht. Mein Herz schlägt ruhig, meine Blicke streifen von Welle zu Welle, bis sie mit der untergehenden Sonne verschmelzen. Das Dröhnen des Wasser wird mehr und mehr zu einem feinen Rauschen. Ich kann nun die Möwen hören, deute ihr fernes Rufen als eine freundliche Geste. Eine Flasche halte ich in meinen Händen, sie ist leer. Ihr Inhalt hat mir stets den Tag versüßt, wahr reines Wasser der Erquickung gewesen. Nun brauche ich sie nicht mehr, habe meine entschwundenes Vertrauen dank ihrer Hilfe wieder aufgefüllt. Ich will sie hier und heute stattlich zur See tragen, sie mit einer meiner Erkenntnisse füllen, und dem weiten Ozean überantworten.
Ein Blatt Papier habe ich schon vorbereitet, es mit vermeintlich wichtigen Worten gefüllt. Mit einem letzten Blick mustere ich jeden Buchstaben sorgsam, wie ein Vater sein Kind noch einmal betrachtet, bevor er es mit den besten Wünschen im Sinn in die weite Welt entlässt. Dieser Blick soll ein kleines Vermächtnis bewirken, eine lebhafte Vorstellung in den Erinnerungen einbrennen, die einem in guten wie in schlechten Zeiten Mut und Zuversicht bringt. Nur wenn wir die Idee loslassen, dass wir in unserer schieren Allmacht die Welt zu besiegen vermögen, um ihr letzlich unseren Willen der Unsterblichkeit aufzuzwingen, werden wir wieder zu ihren Kindern werden.
Das Blatt verschwindet in der Flasche, nur um sich sogleich in ihrer Transparenz geschützt zu zeigen. Ein Korken als Verschluss ist von mir wohl nicht vorausschauend gewählt, hält er womöglich der rauen See nicht allzulange Stand. Darum drücke ich ihn recht fest in den Flaschenhals, wiege das Glas in meiner Hand, um es dann mit einem kräftigen Wurf hinaus ins Meer zu schleudern. Zum Glück höre ich ein Klatschen, kein Klirren. Leb’ Wohl, mein Kind, mögest du anderen eine Hilfe sein! Die Sonne ist vollends hinter dem Horizont verschwunden, das Licht des Tages ist erlöscht. Wehmütig drehe ich mich um, und schreite sanften Schrittes dorthin, von wo ich früher gekommen bin.
Grüße!