Manchmal geht es hoch her, dann ist der letzte Ausweg einfach nur das Schreiben. Erwartungen dringen von allen Seiten an mich heran, fordern meine Hingabe und Entschlossenheit. Dann stehe ich da, angekettet an vier Pferde, die mir die Glieder langziehen wollen. Eigentlich ist es nicht ihre Absicht, mich zu zerreißen – ganz im Gegenteil, jedes für sich will mich als Ganzes. Ich ächze unter dem Gezerre, möchte schreien, aber die Luft dazu fehlt mir. Keine verbale Anweisung will sich formen, es ist wie verhext. Wieso kann sich mir die Antwort auf all die Fragen nicht einfach höflich zuvorkommend ergeben? Warum muss es immer dieser Kampf um eine Seite sein? Warum kann einfach nicht auch die Unvernunft siegen, und mich das Irrationale wählen lassen? Wieso immer diese fromme Frotzelei der vermessenen Verantwortungssucht? So oft habe ich doch schon versucht, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, nur um mich dann ängstlich leidend unter dem Bett zu verstecken, um mich nur ja nicht in die Nähe von Risiko und Gefahr zu begeben? Doch welches gebrannte Kind scheut denn nicht das Feuer? Ist es denn nicht so gewesen, dass wenn ich mich auf jemanden eingelassen habe, nur allzu oft ich der dumme Tropf gewesen bin, dem zerstörerisches, egoistisches und eitles Verhalten vorgeworfen worden ist?
Im Vertrauen auf meine Selbstwahrnehmung muss ich mir doch recht forsch eingestehen, dass ich diese Schmach immer als Konsequenz einer meiner Verfehlungen gesehen habe. Nicht die anderen haben Fehler gemacht, nein ich war es, der sie nicht vor ihren gewagten Aktionen retten hatte können. Ich war der Beschützer, der nicht dazu imstande war, seine Rolle zu erfüllen. Zumindest ist das Zeit meines erwachsenen Lebens meine Annahme gewesen. Die Realität sollte mich anderes lehren, und plötzlich habe ich die Eigenheiten der anderen entschlüsseln können: Sie waren undankbar, weil es für sie auf mich bezogen nichts gegeben hat, wofür sie mir hätten Dank schulden sollen. Sie waren alle im Grunde das, was sie mir immer vorgeworfen haben. Nur hat ihnen bisher das Auge und das Ohr gefehlt, diesen Fakt wahrzunehmen: Der, der schreit, dem scheint das Geschrei anderer wohl zu laut zu sein. Und plötzlich schießt mir diese eine grandiose und doch so einfache Lösung: Ich habe ganz vergessen, dass ich nicht an das separierte Viergespann gekettet bin, sondern mich nur freiwillig eingehängt habe. Ein Befehl in meinem Geist, und plötzlich stehen alle Pferde still. Jetzt kann ich mich endlich in Ruhe für eines entscheiden, das ich will, und nicht die anderen!
Grüße.