Welcher informatik-enthusiastische Mensch, der versucht, sich in einer Programmiersprache zu profilieren, kennt das nicht? Beim Schreiben von Code, der ein spezielles, individuelles Problem lösen soll, gelangt man in eine Situation, die es erforderlich macht, a) die/eine Betriebsanleitung der Programmiersprache oder des Frameworks zu konsultieren, oder b) das Internet nach möglichen Anhaltspunkten oder Anleitungen zu durchforsten – alles im Dienste der schnellen und unkomplizierten Wiederaufnahme der Produktivität. So der Plan, die Realität schlägt einem dabei meist hart ins Gesicht: Man sucht etwa eine Lösung, um eine verschachtelte Datenstruktur innerhalb und mittels einer höheren Programmiersprache zu durchforsten, um zum Beispiel jedes n-te Subelement zu überschreiben/auszulesen/zu löschen oder dergleichen. Prangen für das Durchforsten von “flachen” Datenstrukturen Millionen von Treffern auf der präferierten Suchmachischen-Ergebnisliste, bringt der unscheinbare Zusatz des Adjektivs “verschachtelt” die Ernüchterung: Mit sinnfreien Webpages zum Thema “Katzenschampoo” oder “Gangsterrap made in Berlin” (die Ergebnisse differieren selbstverständlich aufgrund der vom Nutzungsverhalten erstellten Profile, die beim Suchanbieter mit den vom User verwendeten IP-Adressen verknüpft sind), kaschiert die Suchmaschine, dass es zu der beispielhaft angeführten Kombination aus Suchbegriffen einfach keine Treffer gibt.
Nun gut, so sollen denn nun die Millionen Standardanleitungen für das Lösen des vermeintlichen Problems herangezogen werden. Nach der x-ten Anleitung, wie in der verwendeten Programmiersprache eine Zählschleife gebaut werden kann (was dem Durchexerzieren des mathematischen Einmaleins gleicht, wo doch die Forderung nach der Lösung einer quadratischen Gleichung gewünscht ist), steht das Urteil fest: Der User ist Opfer eines YAnOsT geworden.“YAnOsT” steht für “Yet Another OverSimplified Tutorial”. Ob als “YANOST”, “yanost” oder “y@n05t” (bei Menschen, die die letzte Schreibform als Passwort für ein oder mehrere Benutzerkonten jedweder Art verwenden, sowie bei allen Zufallsgeneratoren, die diese Kombination als Passwort-Vorschlag ausgespuckt haben, möchte ich mich hiermit entschuldigen, und darauf hinweisen, dass deren Zugangsdaten hier rein zufällig und mit keinerlei delinquenten Absichten offengelegt worden sind) geschrieben, spielt keine Rolle. Das Akronym spricht für sich selbst: Die Menschen, die die vereinfachten Tutorien verfasst haben, um wie in einem Hochglanz-Pamphlet für die Vorteile ihres oder eines Produktes zu werben, wollen eigentlich nur zu einer kleinen Spritztour mit ihrer/einer Technologie anstiften, hochkomplexe Probleme effizient und performant zu lösen, ist gar nicht ihre Absicht gewesen.
Ja, ich vermische hier einiges miteinander: Bedienungsanleitungen mit Tutorials, Internet-Forenanleitungen zur Problemlösung mit offiziellen Anleitungen von Herstellern, wie deren Technologie zu verwenden (gedacht) ist… Im Grunde bleibt den hier vermischten Fakultäten eines gemein: Sie versuchen Lösungen anzugeben, die leider nicht zu meinen Problemen passen. Von dieser Erkenntnis etwas enttäuscht ziehe ich mich zum Nachdenken zurück. Es muss doch zumindest Möglichkeiten geben, mein Problem besser angehen zu können. Ein weiser Mann (mein jüngerer Bruder) hat einmal gesagt, dass es eine gute Idee ist, Programmier-Probleme in einzelne, kleinere Teilprobleme zu zerlegen, die sich dann einfacher und leichter lösen lassen, als am großen Brocken herumzukauen, um ihn kleinkriegen zu wollen. Vielleicht probiere ich es einmal, mich an diesen Vorschlag zu halten, und lasse all die YAnOsTs da draußen (leider) zu einem Teil von mir werden, der weder gut noch schlecht ist. Denn schließlich liegt es in meiner Verantwortung, YAnOsTs differenzierter wahrzunehmen, um nicht das Gefühl des FUBAR auf mich zu ziehen, welches schlimmstenfalls zu einer resignierenden SSDD-Haltung führen kann. Oder wie es ein recht namhafter Künstler in einem Lied einst besungen hat: “Don’t be the problem, be the solution!” Was man auch immer von dieser Norm halten mag…
MfG!