Wie haben wir doch unseren Mut verkauft: Die, die wir lieben, lassen wir unseren Hass spüren. Denen, die wir verabscheuen bereiten wir einen mit Rosenblättern geschmückten Weg. Wir hofieren sie, und säuseln ihnen die süßesten Worte ins Ohr, nur um in ihrer materialistischen Gunst stehen zu können. Blass, einsam und verlassen liegen die Seelenverwandten zum Sterben verurteilt in der Ecke, sehen uns mit ihren flehenden Augen an, sie doch nicht einfach so zurückzulassen. Ich weiß nicht, was mehr schmerzt, ihr Anblick oder ihr Vermögen, uns trotz unserer Verfehlungen aus tiefstem Herzen zu lieben und uns zu verzeihen.
Da ist der Vater, der seinen Sohn ob der schlimmsten Missetaten, die er bewirkt hat, nur in den Armen halten will, und für ihn seine Seele dem Teufel verbürgen würde, nur um seinen Sprössling vor der Verdammnis zu erretten. Da ist die Mutter, die ihrer Tochter nichts als Güte entgegenbringen kann, auch wenn sie mit aller Gewalt und Selbstsucht gegen ihre Lebensstifterin aufbegehrt. Jeden Schlag, jede Häme wird sie ihr verzeihen, und versuchen, sie mit bedingungsloser Liebe zu einem besseren Menschen zu bekehren: Wir schulden ihnen alles, und sie wollen nichts von uns dafür zurück.
Wie weit wir uns auch vom sicheren Ufer entfernen, um gegen die Wogen des Zerfalls zu kämpfen, die Leuchtfeuer des Urvertrauens werden uns stets einen gangbaren Weg zurück zu unserem Ursprung weisen. Und wenn wir dann die Selbstlosen sein werden, voll lebhafter Erkenntnis, die aus der Trauer um den verlorenen Schatz entstanden ist, den wir nicht in der Lage waren, als solchen zu erkennen, dann wird unsere Zeit gekommen sein, die himmlischen Geschenke weiterzugeben – egal ob sie angenommen werden oder nicht. Dann werden wir verstanden haben, warum uns unsere Eltern – bar unserer Einsichtigkeit – nie als Fremde verstoßen hatten.
Grüße!