Tief im Inneren läuft ein anderes Werk. Es entzieht sich der eher oberflächlich anmutenden Alltäglichkeit – wie leicht die Wahrnehmung doch zu täuschen ist. Wir gehen, wir schlafen, wir essen. Nichts scheint diesem Verhalten unnatürlich. Und doch ist es der innere Zwang, der einen dazu antreibt. Unablässlich hetzt er einen zu den täglichen und überlebensnotwendigen Routinen. Wäre er nicht ein solcher Sklaventreiber, würden wir uns nicht lange am Leben erhalten können. Es ist ein simples Tauschgeschäft: Unbequemlichkeit für Existenz. Wir können nicht einfach liegen bleiben, und uns unbedarft die Sonne auf das Haupt scheinen lassen, bis wir Vergangenheit geworden sind.
Nur der Tod darf uns unsere Energie entziehen, und unsere leblosen Knochen auf die kalte Erde werfen. Ihm allein ist es erlaubt, unserem inneren Streben das Ruder zu entreißen, um unser Leben zu vollenden. Er duldet kein Wenn und Aber. Wenn er kommt, sind wir nicht mehr. Und graut es uns auch vor diesem Fatum, so beschwingt es doch einmal mehr unseren Lebenswillen, um weiter fortzuschreiten. Haben wir unsere Endlichkeit verstanden, dann werden wir von den Jägern zu den Gejagten. Wir wollen all unsere Projekte vollenden, all unsere Wünsche erfüllt sehen, ehe uns die Kraft entflieht.
Doch wenn wir genug davongelaufen sind, wollen wir stehenbleiben. Es ist dann nicht mehr angebracht, zu flüchten. Die Schritte werden langsamer, und wandeln in erhabenem Tempo in unbestimmter Richtung. Wir sehen wieder die Welt mit anderen Augen. Sehen unser Leben als Teil eines vollendeten Größeren. Eine letzte Gefühlswelle jagt durch unser Sein, die Grenzen der Körperlichkeit entziehen sich dem kühlen Diktat der Materie, und schließlich werden wir wieder eins mit allem, das da ist. Könnten wir doch nur schon immer so aufrichtig durch die Welt schreiten, dann wäre vieles an Ballast nicht nötig, von uns so kräftezehrend mitgeschleift zu werden.
Grüße!