Die Weggefährten

Der Schnee kracht unter den Füßen, die Dämmerung hat uns schon längst eingeholt. Doch der Mond weist uns den Weg, lässt uns sanft und ruhig über die Felder streifen. Das Stapfen wird zu einer monotonen Begleitung, und lässt die Beine gleichmäßig im Takt walten. Manchmal schaue ich vom Boden auf, den ich der Bequemlichkeit halber ständig mit den Augen fixiere, und werfe einen weit ausholenden Blick in Richtung der mir Folgenden. Auch sie scheinen in einem nachdenklichen, gar meditativen Zustand versunken, hin zu unserem gemeinsamen Ziel zu schreiten. Trotz der eisigen Kälten fühle ich mich wohl. Den Schal dicht um den Hals geschlungen, die Hände tief in den Taschen des dicken Wollmantels vergraben, bahne ich mir den weiteren Weg.

Ich sehen den Wald auf mich zukommen, der zwar dem Weiß unter den Schuhsolen entsagen, aber dafür andere Eigenheiten mitsich bringen wird. Ein flaues Gefühl macht sich in der Magengegend breit, lässt das Ahnen entstehen, dass der Weiterweg so unbeschwerlich bleibt, wie bisher. Immer klarer werden die Umrisse von Situationen, deren Eintreten nun nicht mehr nur Fantasie bleiben wird, sondern in eine immer höher werdende Wahrscheinlichkeit umschlägt. Ich beginne, mir um die mir Folgenden Sorgen zu machen. Meine Gefühle melden mir Angst und Flucht. Wovor, das weiß ich noch nicht, muss erst versuchen, es gedanklich zu fassen.

Kurz bleibe ich stehen, und versuche meinen schweren, schnellen Herzschlag ein wenig zu beruhigen. Ich schließe die Augen, und richte meine Gedanken gegen die unzähligen Sterne, die sich wohl flimmernd am Himmelszelt über meinem Kopf ergießen. Mit dem Öffnen der Augen lege ich mein Haupt in den Nacken, und lasse meinen Geist in die schwarzgraue Ferne schweifen. Zu dunkel sind die glitzernden Giganten der Unendlichkeit, als dass sie dem Sonnenbruder etwas entgegenzubringen hätten. Und plötzlich überkommt mich ein Gedanke, zieht mir durch Mark und Bein. Auch ich bin ein Stern, der seine Leuchtkraft erst dann entfalten kann, wenn ihn die Dunkelheit zu verschlingen droht. Erst im Moment des drohenden Entschwindens in den Äonen erhalte ich meine ewige Bedeutung. Voll neuer Hoffnung setze ich die Reise fort.

Grüße, gup