Die Wurzel

Was bist du nur für ein störisches Wesen! Was zierst du dich so innig gegen jeden Zaum, der dir doch nur zu deinem Besten angelegt werden soll? Will ich dir Eisen an deine Hufe schlagen, trittst du mich mit heftiger Inbrunst. Will ich dich lehren, mir in einem stupiden Kreise zu folgen, so brichst du beständig aus, und wirfst mir aus der Ferne deine Verachtung entgegen. Ich verstehe dich nicht. Einerseits bist du ein erstrebenswertes Ideal, andererseits gibts du dich nicht für deine Abrichtung her. So komm doch, erliege meinem Willen! Der Menschheit musst du als Geschenk dargebracht werden!

Du bist kühl und emotionslos, wenn man dich nicht beachtet. Du lauerst in einer Ecke, deiner Flüchtigkeit gewahr. Nur wenigen offenbarst du dich als plötzliche Erkenntnis, als Schleierzerstörer von mit Unkenntnis benetzten Augen. Deine Macht liegt nicht in der Zurschaustellung deines Potentials. Du bringst kein Verderbnis über die unwürdigen Häupter. Du schenkst aber auch denen keine Aufmerksamkeit, die dich götzenhaft verehren. Und ich weiß noch immer nicht, zu welcher Gruppe ich gehöre.

Vorbei ist es mit meinen Versuchen. Ich will dir nicht länger wie liebestrunkener Tunichtgut nachstellen, der nichts anderes im Kopf hat, als dich zu erobern. Bleib wo du bist, bleib wie du bleib dein eigener Herr. Diese Beschwörungen können nichts bewirken, bist du doch unabhängig vom Menschengeschlecht. Sie dienen meiner Genesung, meiner Akzeptanz des Schmerzes, den nur ein Mensch empfinden kann, der sich am Versuch, des Welten Kern habhaft zu werden, profund verbrannt hat. Niemals kannst du ein Instrument meines Willen werden, niemals meine himmlische Erlösung. So soll es sein. Dein Werk wird ständig voranschreiten, und die Welt immerdar von neuem gebären.

Grüße.