Erneuerung

Enthemmt starrt mir die Sehnsucht entgegen. Sie bietet sich als Medium an, um auf entfernte Oasen zu schauen. Es ist eine verworrene Einladung, deren nachzukommen doch etwas frivol erscheint. Soll ich den nachgeben, und dem Ruf der Wüste folgen? Vehement und über die Maßen aufdringlich flakert immer das gleiche Bild vor meinem geistigen Auge. Es zeigt die Welt in ihrer schönsten und schilerndsten Farbenpracht. Entfernte Vogelrufe streuen sich in dieses nicht feststehende Gebilde ein. Ein Duft von aufkeimendem Leben und die süßen Schreie der liebestrunkenen Frösche umrahmen den Glanz dieser notwendigen aber schwer zu begreifenden Perfektion ab.

Bezirzt macht sich mein Körper auf in Richtung der sirenenhaften Befehle. Unentwegt gleite ich der Verheisung entgegen. Nichts kann mich mehr davon abhalten, mich ganz und gar der Verlockung hinzugeben. Ich habe es mir ja hart erarbeitet und verdient, glücklich zu sein! Zweifel an der Echtheit dieser verdienstvollen Pracht dürfen keinesfalls geschürt werden. Wo soll denn hier ein Verderbnis lauern? Alles glüht um mich herum. Die Wogen der Euphorie schreien aus den entferntesten Winkeln meines Denkapparates. Es ist die Verbindung und der unisone Trab der drei Pferde, die mein Gemüt lenken, und nur mir allein ist es zu verdanken, dass ich die Zügel gewaltvoll, aber könnerhaft unter meine Kontrolle gebracht habe.

Am Höhepunkt dieses Gefühlsfeuerwerkes schwingt plötzlich ein immer lauter werdender Ton mit. Er beginnt langsam alle Zellen meines Körpers zu durchdringen. Ich vibriere, kann mich nicht mehr in der Wolke der Geborgenheit halten, verliere aprubt meine Stärke und Zuversicht. Mit unbeschreiblicher Wucht werde ich zu Boden geschleudert, durchbreche alle Materie und lande im dunklen Verlies der Erkenntnis. Alles schmerzt, fasst werde ich wieder besinnungslos, als die Maske meiner utopischen Verleitung fällt, und meine Sicht wieder auf die wahren Gedanken fallen lässt. Einer dieser getreuen Diener flüstert mir leise zu, dass es keine Rolle spielt, wie dick die Mauern der Verblendung sind. Das Tor aus ihr heraus lässt sich niemals gänzlich verschließen! Ich erkenne mich als mein eigener Kerkermeister, und schreite aus diesem mir zu eng werdenden Verließ von dannen.

Grüße.