Das Schloss

Wie schön es doch geworden ist. Es liegt in der schlichten Landschaft dermaßen pompös eingebettet, dass es niemals übersehen werden kann – und das ist auch gut so. Soll es doch die eine Person sehen können. Es soll auf sie wirken wie ein Blumenstrauß, wie ein Gruß, aber gleichfalls auch wie ein Verzeihungsgesuch. Dass ich mich verändert habe, soll es vermitteln, dass ich aus meinem Leben endlich etwas gemacht habe, zum Ausdruck bringen. Aber … Warum schreitet sie emotionslos an diesem kunstvollen Bauwerk vorbei? Nicht einmal einen Blick scheint sie dem Kastell zu würdigen. Habe ich zu dick aufgetragen, muss ich den Bau etwas dezenter gestalten? Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben, um die Botschaft so gut als möglich offenzulegen.

Aber sie wird kommen, um mit mir endlich diesen Pakt zu besiegeln. Sie wird da sein, wenn die sehnsüchtig erwarteten Worte ausgesprochen werden. Es muss einfach geschehen, schließlich habe ich so lange und hart an der Fassade des Schlosses gearbeitet. Dass die Kälte Einzug ins Schloss gefunden hat, muss sie ja nicht wissen. Kaum ein Lichtstrahl dringt ins Innere – wozu auch, wird ja die Wirkung nur durch Äußerlichkeiten erzielt. Genügt es denn nicht, gezeigt zu haben, dass ich derartige Mühsal ertragen habe, um etwas zu schaffen, das mir sogleich wieder fremd geworden ist? Braucht denn nicht jeder eine Festung, deren Zweck nur darin bestehen kann, andere zu beeindrucken? Ich muss noch weiter an den Türmen arbeiten, ja, sie sind noch nicht perfekt…

Grüße.