Integrität

Graue Wellen breiten sich aus, fließen über die Vernunft hinweg, und geben nur mehr das zurück, was ihren Gewalten passend scheint. Wie klein ich doch bin im Gegensatz zu jenen großen Potentialen, die sich als Urgewalten entladen. Doch mich bedrängt dies nicht mehr. Ich bin wieder mein Zentrum, und ich gebe, was ich geben will. Niemand wird von mir bevorzugt, allen liegt die gleiche Trauer im Herzen, die sie wissen lässt, dass nichts von Dauer sein kann.

Ich verusche mich von diesem Antlitz wegzudrehen, versuche ihm keine Macht über das bisschen mir verbleibenden Stolz zu geben. Manchmal gelingt mir das auch, doch wiederholt strömt mir die eigene Unzulänglichkeit entgegen. Ich kann eben doch nicht sein, was ich nicht bin. Gierig kaue ich vergangene Gefühle, verlange einen Nachschlag und beschwere mich darüber, dass mir das Einverleibte nicht gut bekommt – und schließlich zahle ich einen hohen Tribut dafür.

Der Sand, in den ich mich lege, ist weich. Er nimmt mich auf, und imitiert meine Form. Er scheint mich zu kennen, kann mir wohl ein wenig Kraft zukommen lassen, diese seltenen Momente eines Quasi-Glückes zu genießen. Und doch begleitet mich ständig diese eine mich stets quälende Perspektive auf mein Leben: Wenn ich nicht mehr sein werde, wird meine Form im Ozean der Gleichgültigkeit nach und nach verschwinden, bis nichts mehr von mir übrig sein wird, außer einige letzte Gedanken vor dem terminalen Aus, die noch ein wenig im Äther umhergeistern mögen.

Grüße.