Der Heimkehrer

Schwer wiegt die Last, die Schultern schmerzen schon seit langem, machen das Gehen ein wenig zur Qual. Doch den Sack – mit wertvollen Dingen prall gefüllt – will ich mir nicht von meinem Kreuze nehmen lassen. Zu oft ist er mir schon abhanden gekommen, ging verloren, und ich musste mühsam und angestrengt nach ihm suchen. Ich sehe schon das Licht meiner Heimstatt, es grüßt mich mit besonderer Wärme. Ein Seufzer entspringt meinen vor kalter Luft brennenden Lungen, und zerstiebt in einer Wolke aus eitlem Wohlgefallen. Mein Dahinstapfen wird langsamer, gemächlicher, und ich versuche mir die wunderbaren Dinge in Erinnerung zu rufen, deren ich im Laufe meines Lebens habhaft geworden bin.

Doch so sehr ich mich auch bemühe, ein konkretes Bild dieser Dinge vor Augen zu holen, kann ich keine klaren Strukturen fassen. Die Sicht verschwimmt, wird zu einem Schleier aus Sorge. Wer wird denn meine gesammelten Gegenstände weitertragen, wenn ich nicht mehr sein werde? Welchem Menschen kann ich den meine Last aufbürden, und ihm die süße Pein dieser Unternehmung schmackhaft machen? Es geht doch nicht darum, irgendetwas zu sammeln, das nicht von Wert ist. Nein, es dürfen nur diese ehrwürdigen Momente sein, deren Vergessenwerden einen immensen Schaden anrichten würde.

So muss ich mich denn wohl weiterhin alleine damit abplagen, den Stein der Weisen mit mir herumzuschleppen. Er hat mir noch nicht sehr viel gebracht, doch schätze ich seine Erhabenheit – wenn man das so sagen kann. Dazu gebracht hat er mich, mein Inneres nach außen zu kehren, die Grenzen zwischen mir und dir aufzuheben. Er ist es auch, dem ich meine Schätze verdanke. Nur bringt seine mir auferlegte Ehrlichkeit auch eine Kehrseite mit sich: Das, dass nicht erreicht werden darf – weil es die Umstände nicht erlauben – muss auf unbestimmte Zeit vor mir baumeln, und kann auch unter aller nur erdenklichen Anstrengung nicht erreicht werden. Es ist dieser Augenblick der Wahrheit, der mir den Stein der Weisen zu jenem Geschenk macht, das schon Sisyphos zum Verhängnis wurde: Und doch bin ich auf wundersame Art glücklich.

Grüße.