Vernetzung

Um mich herum nehme ich eine Vielzahl an Fäden war. Sie ziehen von mir weg, hinaus in das, was ich Welt nenne. Die Fäden sind leicht, geschmeidig und schwingen in einer unbeschreiblich schönen Welle fort, wenn ich sie anschlage. Einen Faden möchte ich aufgreifen, ihm solange nachgehen, bis ich zu seiner Destination gelange. Aber würde mir das gefallen, was dort auf mich warten könnte? Von dieser Überlegung geplagt versuche ich mich von den Fäden wegzudrehen, sie so lange auszudehnen, bis sie mich nicht mehr gänzlich umschließen. Doch jede Bewegung zerrt mich nur mehr in die Mitte des Punktes, an dem ich festgekettet als Fädenschwinger verweile. Die Wellen schießen nur so über die Stränge meines Schicksals fort in alle Richtungen, preisen mich als ihren Urheber und Schöpfer an.

Ich höre auf, zu zerren. Verstumme für einen Moment und werde ruhig. In tiefer Kontemplation versunken dringen einige klare Gedanken hervor, deren gewahr zu sein mir Frieden spendet. Nicht die Fäden sind es, die mich binden: Sie sind nur der Ausdruck meiner Verantwortung für das, was ich bin, was ich tue, was ich denke. Sie dienen mir als Instrumente, um durch ihre Benützung meine Einheit mit der Welt zu zelebrieren. Spiele ich auf den Fäden wie auf den Saiten eines Klaviers, dann können wahrlich Melodien entstehen, die mich wieder daran Erinnern, warum ich hier bin. Mag die Analyse noch so sehr die Fäden versuchen zu trennen, zu sezieren um dahinterblicken zu können, wohin diese Verbindungsstücke führen – durch ihr Bestreben wird sie selbst nur wieder neue Fäden generieren, weil in ihr etwas Fundamentales nicht beachtet wird: So sehr wir uns auch in Einsamkeit wägen, uns unsagbar isoliert von der Welt abgesetzt sehen, es sind doch die Fäden, die uns wissen lassen, dass wir nicht allein und bar jeder Hoffnung durch das Leben gehen.

Grüße!