Betrachten wir die Schlagzeilen in den Medien (digitale inklusive), stoßen wir jeden Tag auf Informationen, die uns zum Teil den Atem stocken lassen. Durch diese In-Formationen, wird uns der Eindruck vermittelt, wir hätten Teil am Weltgeschehen. Was wir aber nicht vergessen dürfen, ist der Umstand, dass uns diese Medien nur sagen, “dass” etwas passiert ist, und nicht (logisch/rational) warum. Den letzteren Punkt mögen manche kritisieren, es legt sich aber wie folgt dar: Ein Lawinenunfall in Frankreich. Einige Menschen sterben, sie sind mit einem Schlag nicht mehr lebendig. Diese Informationen nehmen wir auf, bauen uns unser Bild des Unfalls im Kopf zusammen. Haben wir aber keine Ahnung von den Unfallursachen (und ich meine damit speziell auch die Rahmenbedingungen, die Schneeverhältnisse, die Geländeformen … ), dann bleibt uns nur - rational gesehen - das “Dass” als sinnvolle Information. Über das “Warum” können wir nur spekulieren. Wir finden dann hunderte Gründe, warum das “Dass” nie hätte sein sollen, und warum alle anderen Menschen auf der Welt unreflektierte Laien sind, wo sie doch das so Offensichtliche sehen hätten müssen, das zu so einem tragischen Unfall führen musste.
Schenken wir uns die logischen Grundlagen der Meinung, denn es gibt keine. Es gibt nur Umstände, die Meinungen initialisieren oder forcieren; aber das Meinungen keine empirischen Stellungnahmen darstellen, sollte uns allen klar sein. Ich bringe die Meinung nun mit dem Freud’schen “Es” in Verbindung, welches die Triebe repräsentiert, und durch das “Ich” gebremst werden muss - sonst würden wir uns alle permanent die Schädel einschlagen. Das tabuisierende “Über-Ich” stellt dann die Sitte im Großen dar, und gibt uns Hinweise darauf, wie wir uns der Menge gegenüber verhalten sollen, um nicht negativ aufzufallen. Freud selbst sprach von einer Arbeitshypothese, als er diese drei Instanzen der Seele in den wissenschaftlichen Diskurs einführte, aber ich denke, dass sie in vielen Fällen durchaus anwendbar ist. Wenn ich dies dann voraussetze, könnte ich auf die “Meinung” als “affektgetriebene Seelenregung” referieren, und wer gerne und jederzeit sich nur von seinen innersten, unreflektierten Trieben lenken lässt, der möge mir seine Position versuchen, zu erklären, denn könnte sie nicht verstehen. Das einmal vorausgesetzt: Es wäre dann nur vernünftig, der Meinung nicht so viel Platz in unserem Leben einzuräumen. Wir müssten sie erst einmal betrachten, ihren Wahrheitsgehalt bewerten, und dann entscheiden, ob wir zukünftige Handlungen mit ihr begründen können/wollen.
Sicher, so viel Rationalität ist im Alltag nicht zu erwarten, weil wir eher gefordert sind, auf reale Umstände zu reagieren, und uns unseren Reim auf die diffizil gewordene Gesellschaft machen müssen. Aber ein wenig Inne zu halten, bevor der nächste “Shitstorm” zur allgemeinen Unterhaltung heraufbeschworen wird, und wir uns in unserer Selbstgerechtigkeit suhlen, wie Menschen das scheinbar gerne tun, würde vielleicht unserer Empathie Aufschwung geben. Wir hätten dann tiefsten Respekt und Mitgefühl für die Angehörigen der Hinterbliebenen, deren Leben sich so einschneidend verändert hat, und die Sonne für sie vielleicht nicht mehr so hell und strahlend aufgehen wird, wie für andere.
Grüße,