Abstand

Worauf immer sich auch Gedanken beziehen mögen, ich beachte die Tatsache, dass diese sich fortbewegen. Bewegung deswegen, weil die Gedanken in der Zeit entstehen - zumindest meine. Rückblickend gibt es nur Weniges, das mir nahe geht. Was war, ist gewesen… Nur die Stimmung, die verharrt, wenn die Wogen sich wieder geglättet haben, trübt die Glorie der Gegenwart. Anhand der Gefühlsreste, die wie benutztes Geschirr nach einer Feier auf den Tischen verbleiben, lässt sich der hinterlassene Eindruck bemessen. Ja, wir schreiten fort, und bleiben nicht im Jenseits der Geschichte hängen. Wir erzählen die Geschichte weiter, und begreifen uns als ein Satz von ihr.

Mal sind wir der Mittelpunkt der Welt, mal wieder nicht. Was spielt das für eine Rolle? Wenn aber die Sucht nach dem Zentrum so groß wird, dass sie nichts mehr hält, dann ist es “als ob es tausend Stäbe gäbe, und hinter tausend Stäben keine Welt.” Dann sperren wir uns im Rilke’schen Panther-Käfig ein, dem wir zu Lebzeiten nicht mehr entkommen können. Von der Mitte los zu kommen, die uns mit so viel Licht und Aufmerksamkeit überschüttet, dass wir geblendet zu Boden fallen, und um Dunkelheit flehen, ist der Anfang einer Reise, deren Bedeutung nicht mehr ergründet werden muss. Sie ist Selbstzweck, und wir können respektvoll neben ihr her schreiten, wohin auch immer sie gehen mag.

Grüße!