Und wieder dröhnt es aus dem Netz: Überwachung - überall! Es ist vermutlich schon Allgemeinwissen, dass die staatliche Obrigkeit gerne in Kenntnis darüber sein will, was in den Köpfen der Einzelnen so vorgeht. Was zur Folge hatte, dass diejenigen, die sich diesem Diktat nicht beugen wollten, ihre Gedanken ins Geheime transzendiert haben, um sich so ein Stück ihrer Autonomie zu bewahren. Was aber, wenn unser Kopf nun virtuell geworden ist, und Gedanken nun nicht mehr reine neuronale Reizzustände sind, sondern informationstechnologischer Ausdruck? Wie können wir noch so etwas wie eine private Geisteswelt geltend machen, wenn schon wieder die gleichen Verhaltensmuster der Regierung angewendet werden, um - ut supra dixit - in die Köpfe der Menschen blicken zu können. Das dient selbstverständlich den gleichen Motiven wie in der dunklen Vergangenheit; es soll zu unserem Schutze sein, zu unserem Schutze vor uns selbst. Ja, es mag nachvollziehbar sein, und wenn intellektuelle Eliten sich mit solchen Überwachungsmaßnahmen auseinandersetzen, scheint dies dem Gemeinsinn akzeptabel. Aber: Die andere Seite der Münze kann eine viel unbequemere sein, als wir es für uns erwartet hätten. Was, wenn dieses Wachen über die StaatsbügerInnen, die ja durchaus mit Rechten geboren wurden, zu deren Nachteil gereichen kann, wenn sich aus mechanischem Kalkül plötzlich der eigene Kopf auf der Abschussliste der Staatsgewalt vorfindet? Wie will man da noch argumentieren, dass man ja nur ein wenig über dem Gesetz gelebt hat, weil es eben nicht immer möglich ist, genau zu wissen, was nun erlaubt ist, und was untersagt? Allgemeine Überwachungstaktiken, die wirklich alles beschnüffeln können, und wie Haie den Fischer zu verschlingen in der Lage sind, weil er leider am falschen Platz seine Angel ausgelegt hatte, werden wohl zukünftig mehr Personen auf den Fahndungslisten vorstellig werden, die sich selbst als pflichtbewusste BürgerInnen bezeichnen würden.
Was wenn diese Informationstechnologie KäuferInnen angeboten werden, die nicht nur ein übergeordnetes Ideal der Regierung im Kopf haben, für das es sich auch unabhängig einer gegebenen Staatsverfassung und religiösen Verordnungen zu leben lohnen würde, sondern allein auf ihren Machterhalt aus sind, den sie mit jedem nur erdenklichen Mittel sichern wollen? Ob solche Technik eine installierte Demokratie mit dem Recht, das vom Volk aus geht, gefährden kann, oder dies bereits tut, bleibt noch abzuwarten. Fakt ist, dass ein Generalschlüssel, der alle Schlösser der Welt aufsperren könnte, auch ohne Erlaubnis des Schlossbesitzers/der Schlossbesitzerin angewendet wird - alles zu unserem Wohl. Das dies eine Vorstellung von idealer Freiheit unterminieren muss, steht für mich außer Frage. Ja, auch ich habe ein Messer zu Hause, und es wäre neben seiner nützlichen Funktion als Schneidinstrument auch als grauenhaftes Werkzeug für eine Gesetzesüberschreitung anwendbar - aber es wird seinen ursprünglichen Zweck behalten. Und warum? Weil ich mir der Konsequenzen und ethischen Implikationen der verschiedenen Handlungsmuster im Umgang mit einem Messer im Klaren bin. Nur das ist sein mir angemessener Zweck, und Du, liebe Welt, kannst und musst mir vertrauen, dass es auch in Zukunft so bleiben wird!
Grüße!