Es geht vermutlich vielen Menschen gleich, die ein verschollen geglaubtes Artefakt im hintersten Winkel ihres Wohnraums entdecken. Sie heben es auf, blasen mit einem gekonnten, heftigen Luftstoß den Staub von der Oberfläche, und beginnen sogleich mit dessen Untersuchung. Alles wird zur Nebensache, die Geräusche verschwinden, und der Fokus liegt auf dem Objekt. Es gilt nun als Symbol, als Zeichen, das stellvertretend für Erinnerungen, Gefühle, Assoziationen und dergleichen steht, und just in dem Moment eine Welle aus geistigen Eindrücken, aus Reminiszenzen, auslöst.
Wir sind - bedingt durch unsere Entwicklung in einer sozialen Struktur - eingebettet in ein scheinbares Ganzes. Unsere Handlungen sind weitreichend, wir können nicht umhin, diese Akte nicht als ein erneutes in Schwungsetzen des Motors der Wirklichkeit zu denken. Jene raren Momente, in denen unsere Aufmerksamkeit auf Relikte vergangener Tage gerichtet ist, und unser Wahrnehmungsvermögen komplett ausfüllt, lassen dieses Eingebettetsein scheinbar verschwinden. Wir entfliehen der Gegenwart, wir zerstäuben unser Ego, und haben mit einer rationalen, planenden Existenz, die ein Leben in der Gesellschaft voraussetzt, nichts mehr gemeinsam.
Die Rückkehr aus dieser kleinen Flucht ist wie eine Wiedergeburt, eine Renaissance, die uns vor Augen hält, wer wir eigentlich sind. Wir sind bewegte Wesen - aus der Nacht kommend, in den Nebel schreitend - und am Ende des Lebens vielleicht doch ein wenig stolz darüber, dass es uns gegeben hat, wir Teil dieses Seins waren, welches so wunderbar und doch zugleich vertraut gewesen ist. Auf dass wir es nie wieder vergessen mögen!
Grüße!