Woran glauben wir noch, wenn nicht an uns selbst? Wer schürt das Feuer der Erkenntnis in uns, außer dem logisch agierenden Vernunftorgan, das den Mysterien kühl die Erhabenheit entreißt? Wir sehnen uns nach Geborgenheit im Diesseits, streben nach der Erfüllung all unserer Träume. Diese wilde Hatz nach temporären Glücksmomenten ist anstrengend, mitunter entwürdigend. Unsere verzerrte Sicht auf die Dinge lässt uns entarten, gibt uns Hochmut und spezialisiertes Mitgefühl. Nicht alles mögen wir, nicht für alles sind wir dankbar, eingedenk der Erfahrungen, die für uns durch ihr Sein erwachsen. Wir wählen ständig das, was für uns am vorteilhaftesten erscheint. Wir picken uns die Rosinen aus dem Kuchen, und verlangen einen uns gebührenden Nachschlag.
Wie in der Infantilität gefangen, gehen wir mit der Lupe auf Ameisen los, und begründen dies mit wissenschaftlichem Entdeckungseifer. Wir geben uns selbst unsere Autorisierung - wir dürfen das, weil wir es dürfen können - wenn man nicht so denkt, stimmt etwas nicht, dann hat man irgend ein Problem. So wird das Denken zunehmends als Anschlag auf das fremde Unfreiheitsstreben gedeutet, das doch den Menschen so viel Geborgenheit bietet … Und doch nähert sich mir ein Gedanke, der das Streben der Menschheit zu entschuldigen sucht. Wie könnten wir uns anders vor der Tiefe des Alls, vor der unendlichen Ungewissheit der Atome schützen, wenn nicht durch selbstverblendentes Gehabe, durch das Ablenken unserer Erkenntnisbereitschaft mittels Taschenspiegeln und Firlefanz?
Grüße!