Ich höre die Schritte langsam näher kommen. Ein Raunen geht durch den Flur des Hauses, in dem ich einst aufgewachsen bin. Nun war wohl jener Zeitpunkt gekommen, der einfach kommen musste. Nichts und niemand kann einen darauf vorbereiten. Das Ich stirbt, negiert sich selbst, entzieht sich dem Sein komplett. Alle Freude und alle Pein entfleucht den Knochen wie feiner Sand, der einem durch die Finger rinnt. Die mächtigsten Menschen werden zu kleinen heulenden Kindern, versuchen den letzten Rest irdischen Verstandes zu konservieren. Wo einst ein Baum des Lebens weilte, macht sich nun das kalte, emotionslose Nichts breit.
Ist es das, was schon seit unserer Geburt auf uns gewartet hat? Es verzeiht uns durch passives Ignorieren, gibt sich als Motor unserer Existenz zu zeigen, verlangt zum Schluss aber als Tribut unseren Stolz. Grün sind wir hinter den Ohren immer schon gewesen, grün werden wir auch weiterhin bleiben - die einzige Konstante des Lebens ist der Zerfall. Unsere Blasiertheit mag ihn Verdrängen, doch schließlich türmt sich diese Urmacht auf und holt sich, was ihr rechtmäßig gehört zurück. Ein letztes Mal ringen wir nach Luft und Leben, bis wir in uns zusammensacken und Ihr begegnen. Sie, die Stille, nimmt uns sanft in ihre Arme. Einer Mutter gleich streicht sie uns über die Augen, gibt uns eine letzte Einsicht in unser Selbst und löscht das Licht mit einem sanften Hauch.
Grüße!