Chloroform

Sich im Kreise zu drehen, hat schon etwas Interessantes. Je schneller man sich dreht, desto mehr verschwimmt die Wahrnehmung. Die Aufmerksamkeit scheint sich dem Reigen der flirrenden Farben anzupassen, sich auszudehnen, und im Crescendo des abrupten Stopps ins Nichts aufzulösen. Gerade war das Subjekt noch im wohligen Alltag gebettet, schon fließt es in ungeahnte Sphären, deren Existenz ja nicht einmal vermutet werden dürfte.

Was uns Menschen antreibt, uns nach vorne presst und das Umfeld auf eine kleine Bühne der Selbstinszenierung verdrängt, ist wahrhaft künstlerisch, ja fast poetisch. Unsere Kulturleistung geziemt nur sich selbst die Existenzberechtigung. Aber auch nur insofern sie im Rahmen der Moral, der gesellschaftlichen Konventionen bleibt, und der Berechenbarkeit untertan ist. Würden wir unsere Gedanken der Gesellschaft entwurzeln, sie auf eine ungewisse Reise schicken, wohl wissend, dass das Zurückkehrende vielleicht nicht einmal im Ansatz verstanden werden könnte, wir machten dennoch einen Schritt nach vorne.

Während wir jedoch, eingelullt von den Idealvorstellungen der Finanzmaschinen, nach einem Sein streben, welches uns so wider der Natur ist, dass wir es eigentlich belächeln müssten, dümpelt die Wahrheit irgendwo im Abseits des Geisterhaften umher, wie im Koma, nichts fühlend aber dennoch seiend. Es genügte nur wenig Courage, um aus den Fesseln der Egomanie zu entkommen, um das zu sein, was wir sind, eigentlich schon immer waren … Leben.

Grüße.