Die Mauer

An Solidität kaum zu übertreffen, zeigt sich mir ein Wall aus Abwehr. Ich muss ihn überwinden um zu meinem Ziel zu gelangen. Dunkel und bedrohlich baut er sich vor mir auf, verschluckt das Tageslicht. Mein Magen verkrampft sich, der Herzschlag wird schneller. Entlang der Mauer suche ich nach einer Schwachstelle, nach einem Weg dorthin, wo ich schon früher einmal gewesen bin. Ich streife mit meinen Fingern entlang der glatten Oberfläche, und halte nach irgendetwas Ausschau, das mich weiterbringen könnte.

So etwas wie eine Hoffnung gibt es nicht mehr. Sie machte dem Glanz der Realität Platz, dass es wohl kein Drüben hinter diesem kalten Stein für mich geben wird. Es scheint, dass jene Früchte und Wonnen, die ich dort genossen habe, für immer vor mir Verborgen bleiben müssen. Ich atme schwer, die Zeit läuft mir davon, es wird zunehmends dunkler. Hie und da gibt sich mir eine Schwachstelle im Mauerwerk preis, die  ich zum Überwinden benutzen kann, doch ich falle immer wieder zu Boden.

Warum will ich denn dorthin zurück? Ist es ein Streben nach der Sonne, nach Wärme? Bin ich nicht besser beraten, den Ansturm abzubrechen und mich vom Unwohlsein abzuwenden? Gibt es da draußen irgendwo noch etwas, das zu finden erstrebenswert ist? Mit einem Stein ritze ich meine Botschaft in die Wand und hoffe, dass irgendwann, wenn es die Gegebenheiten zulassen, meine Worte nicht als Grabinschrift dienen werden, sondern als Andenken an gemeinsame, wunderschöne Momente.

Grüße.