Konzentration

Manchmal verhüllt der Schein die Tatsache, dass der Zirkelschluss der Gefühlswelten eine Bresche mitten in das Herz der Dinge schlägt. Wir fühlten uns sicher, bis alles einzustürzen drohte, was uns lieb und teuer war. Nun stehen wir hier, geläutert und gepeinigt, einen Schuldigen suchend, der uns unsere eigenen Fehler vergessen lässt, auf den sich all unser Neid, der Hass und unsere Eifersucht niederschlägt, wie ein gewaltiger Eissturz auf die Gletschermoräne. Wir werden zu Kindern, die Abseits von Moral agieren, die gesellschaftliche Konventionen missbilligen, und sich nur den eigenen Affekten hingeben. Wir spüren keine Reue, wir hauen einfach drauf.

Später dann, wenn sich das Furioso des gnadenlosen Idealistengemetzels gelegt hat, kehrt Ruhe ein in unsere Herzen. Wir schnaufen noch, lassen die letzten Anspannungen aus unseren Körpern weichen, und spüren jenes Grauen, das sich uns Erkennenden nun auftut. Wir fühlen, dass wir etwas Unlogisches getan haben. War denn diese Aussage notwendig? Hat sie irgendetwas Positives bewirkt? Fühlen wir uns nun besser, aufgehoben in einem sozialen Netz der Nächstenliebe und des Respekts? Mitnichten.

Alles Wohlgeformte scheint sich nun als abstrakte, alptraumhafte Struktur aufzubäumen, uns verschlingen wollend. Wir sehen nun ein, dass wir uns die ganze Zeit selbst gehasst haben, bar aller logischen Rückschlüsse. Wir begreifen, dass wir die ganze Zeit nur wütend auf unser verzerrtes Spiegelbild eingedroschen, uns selbst betrogen haben. Aber … es bleibt doch die Einsicht, dass wir all das vermeiden hätten können, wenn wir nur offen und ehrlich gesagt hätten, wie es um uns steht. Nur ein einziges Wort hätte wohl genügt …

Grüße!