Wirtshausgespräche

Man möge das Wirtshaus als Säuferbude, als Vereinsheim chauvinistischer Pseudo-Männerbünde verschreien, aber eines ist gewiss, im Wirtshaus zählt die Meinung. Ist sie auch seit der griechischen Antike als “Doxa” verschrien, weil sie nicht zwingend wahr sein muss, daher keinen empirischen Charakter enthält, aber sie spiegelt doch die Stimmung und Ansichten der Menschen in Wirklichkeit wieder.

Das Parlament müsste ein Wirtshaus sein, dann würde sich vielleicht etwas verändern. Die Menschen würden ihre Gedanken kundtun, ihren sozialen, unterwürfigen Färbungen enthoben, auf rebellischen Schwingungen reitend die Wahrheit (ihre Wahrheiten) verkünden. Diese Form der Konversation hätte noch Zündstoff für Veränderungen. Stattdessen verkriechen wir uns hinter medieninduzierten Idealvorstellungen von Schönheit, familiären Idyllen, euphemistischen Moralvorstellungen und ambivalenten Geisteshaltungen. Aber das System krankt an einer Stelle. Es will uns weismachen, das wir ein Produkt sind … eine Ware, ein Ding. Das kann nicht stimmen.

Mögen wir uns zwar als Menschen sehen, als herrschende Krone der Schöpfung, wir sind doch nichts Anderes als Lebewesen. Geboren in diese Welt, sich selbst bewusst seiende Existenzen, die durch evolutionär bedingte Umstände ein anderes Bild der Welt erkennen konnten, und dies nunmehr zu unserem Vorteil nutzen.Wenn wir uns dessen von nun an bewusst sein, und bewusst bleiben können, dann haben wir vermutlich unsere Lektion gelernt, dann können wir uns zufrieden zurück lehnen, und sagen: “Jetzt endlich sind wir ein Teil der Natur geworden!”.

Nachdenkliche Grüße!