Die Gunst der Stunde

Es hat geregnet, nun scheint die Sonne. Ich sitze vor dem Bildschirm, und lasse mich vom Lüftergeräusch des Rechners inspirieren. Es ist laut, aber die Monotonie des Geräusches beruhigt die gestressten Synapsen und Nerven. Er ist ja auch schon ein alter Herr, der Rechner. Er hat schon viel mitgemacht. Ob ihm das bewusst ist? Da kommt mir die “künstliche Intelligenz” in den Sinn. Es scheint mir, als sei der Rechner mein stummer Untertan, der dient und handelt ohne aufzumucken, oder zu streiken. Ich befehle, und er führt aus. Aber befehle ich wirklich, oder lasse ich mich von ihm leiten und den Takt vorgeben? Bin ich schon zu lange Herr über den Knecht gewesen, und ist meine Identität unweigerlich mit der seinen verknüpft? Sind die Rechner nicht die wahren Herren über die Informationen, die unsere Leben beschreiben?

Blogs, Facebook, Twitter… Alle diese Dienste sind die von uns gewollten Möglichkeiten, ein Stück unseres Egos unsterblich zu machen. Wir bauen uns mit ihnen ein künstliches Medium, welches einen Teil unserer Persönlichkeit speichert und anderen zugänglich macht. Wir “verewigen” uns, und wenn ein Weiterleben nach dem Tod nicht sicher scheint kann unsere Information trotzdem fortbestehen. Ein virtuelles Paradies?

Aber was, wenn der Strom ausfällt, oder eine überdimensionale Sonnenerruption sämtliche/s Technik/Leben auf Gottes grüner Wiese desintegriert? Puff! Zapp! Sense… ?

Das Lüftergeräusch tritt wieder in den Hintergrund. Irgendjemand stört meine Meditation, und ich kehre aus meinem Kopf in das Hier und Jetzt zurück. War wohl wieder so ein theatralisch/tragischer Irrweg meiner Gedanken. Aber wenigstens habe ich die Gunst der Stunde genützt, und einen Teil von mir - mit Hilfe dieses Blogs - verewigt, und es scheint noch immer die Sonne!

Grüße.