Muse
2023-03-22
Nein, ich kann einem Umstand beim besten Willen nichts abgewinnen: Dass Menschen nach all den Jahren ihrer “Entwicklung” immer noch Krieg führen. Zieht ein Sturm des Hasses auf, dann scheinen alle Mittel und Wege recht, zu den Waffen zu greifen. Wir haben nichts dazugelernt. Kein noch so zu unrecht vergossener Tropfen Blut hat uns gezeigt, dass das Leben doch wertvoll und einzigartig ist. Wie ein Spiel wird das Gemetzel von weitem betrachtet, werden die Ränge erklommen, um vom mollig Warmen aus dem Schauspiel der Gewalt zu frönen. Da kracht es, und es riecht beißend nach Schießpulver. Dort fällt ein vor kurzem noch vom Lebenshauch vereinnahmter Mensch als plumpe Masse zu Boden. All sein Streben, seine Geschichte und sein Tun sind in nur einem kurzen Moment vernichtet worden. Seine Angehörigen werden ihn nicht mehr als vor Wärme strahlendes Individuum erkennen, sondern nur noch seinen entstellten Leib bestatten können. Mehr...
2022-02-22
Erst rasseln die Säbel, dann fliegen die Kugeln und dann fließt das Blut. Der Stolz des Menschen war schon immer größer, als seine Einsicht, entgegen einem Gefühl von Versagen vor der Vernunft zu kapitulieren. Niemand wird später wohl Gefallen daran gefunden haben, in dreckigem Morast und Gestank neben seinem Leidgenossen elendig zu krepieren. Wie naiv der Mensch doch sind, wenn er einer Utopie verfallen ist, die ihm nach seinem Leben als höchsten Einsatz Glück und Seligkeit verspricht! Es wird keine Helden geben, keine Siegreichen oder Opfer, es wird nur unnötiges Leid und sinnlosen Tod geben. Im geschichtlichen Zusammenhang mögen dann in der Zukunft Wissende ihre Schlüsse aus dem Ungemach der Vergangenheit ziehen. Die Gefallenen werden in den Annalen nirgends erwähnt werden. Sie werden verstummte Zeugen einer Zeit sein, in der große Persönlichkeiten zur Aktion aufgerufen haben, um dann die Beschworenen sogleich im Feuer des Wahnsinns verheizt zu haben. Mehr...
2022-02-07
Einer nach dem anderen fallen sie, wie reife Früchte, die schon ein wenig faul geworden sind. Sie winden sich aus der Vergangenheit, wie ein Hund, der ein nicht ganz so eng angelegtes Halsband vehement versucht, abzustreifen – alles nur, um nicht als Toren dazustehen. Keiner von ihnen hätte auch den Anstand, sich aufrichtig bei den von ihnen Verunglimpften zu entschuldigen. Vielmehr werden die bisher Gescholtenen auch noch mit Füßen getreten, weil sie ja zu wenig für alle anderen eingestanden wären, weil sie zu wenig Widerstand gegen die Repression geleistet hätten. Erst jagen die Häscher, dann werden sie plötzlich gejagt, stehen im Rampenlicht unter genauer Beobachtung. Mit diesem Umstand konfrontiert versuchen sie sich auf die Seite der für Freiheit kämpfenden Menschen zu schlagen, versuchen sich bei ihnen mit leidvollen Sympathiegesten zu rehabilitieren. Die Fingerzeiger sagen, sie hätten doch damals nicht ahnen können, was für sie heute mehr und mehr zur Wahrheit wird. Mehr...