Analyse
2019-07-29
Wie haben wir doch unseren Mut verkauft: Die, die wir lieben, lassen wir unseren Hass spüren. Denen, die wir verabscheuen bereiten wir einen mit Rosenblättern geschmückten Weg. Wir hofieren sie, und säuseln ihnen die süßesten Worte ins Ohr, nur um in ihrer materialistischen Gunst stehen zu können. Blass, einsam und verlassen liegen die Seelenverwandten zum Sterben verurteilt in der Ecke, sehen uns mit ihren flehenden Augen an, sie doch nicht einfach so zurückzulassen. Ich weiß nicht, was mehr schmerzt, ihr Anblick oder ihr Vermögen, uns trotz unserer Verfehlungen aus tiefstem Herzen zu lieben und uns zu verzeihen. Mehr...
2019-06-29
Die Hand am Kinn, den Blick nach vorne in die Ewigkeit, so hängt er ruhig in den Äonen des erblühenden Universums. Was sein Geist zu erfassen im Stande ist, kann nur ansatzweise erahnt werden. Wer würde es auch wagen, ihm mit seiner Unzulänglichkeit die Stirn bieten zu wollen? Seine Augen sind weise, sein Gemüt ist ruhig. Die Zuversicht, die durch seine gedankliche Versunkenheit entsteht, mag nur eine äußere sein, eine virtuelle Gegebenheit, die ihm womöglich zu Unrecht aufgebürdet wird. Doch schenkt sie den Außenstehenden Muße und Geborgenheit: Nicht im Fernen, noch Unerreichten liegt Vollkommenheit, sondern im Augenblick. Nur der Fokus auf die Welt als ein gesamtes, unfassbar großartiges Jetzt kann über die eigene Vergänglichkeit hinwegtrösten. Einem Fragenden diese Erkenntnis zu verwehren, grenzt an eine unverzeihbare Gräueltat. Mehr...
2019-03-19
Vieles geht schief. Und wenn Prozesse nicht so verlaufen, wie sie sollen, dann geht ein allgemeines Raunen durch die Menge. Die Regel besagt jedoch, dass immer einer für etwas den Kopf hinhalten muss. Erst wenn dieser eine Unglückliche dem Volk geopfert worden ist, kehrt wieder Ruhe ein. Doch diese Ruhe ist nur eine scheinbare. Hinter der Maskerade läuft es anders als vor ihr. Ja, das passt schon so, denn selbst das Verstellen der einzelnen Akteure ist nur ein scheinbarer modus operandi. Selbst das Vorschützen der eigenen Integrität zum Wohle des eigenen Ansehens ist nur ein Substitut für viel tiefer liegende Ungereimtheiten. Bin ich ich, oder doch nur die Maske, die stellvertretend für andere, unbeeinflussbare Zwänge steht? Mehr...