Analyse
2024-09-17
Mit dem Nachhall von Musik in meinen Gedanken, versuche ich mich zu konzentrieren. Die Welt liegt im Argen – nicht hier, aber anderswo. Täglich neue Meldungen von Tod, Zerstörung und sinnlosem Tratsch. Wir wollen nicht wirklich alles sehen. Oder besser: Ich will nicht wirklich alles sehen. Bilder und Texte beschränken die Wirklichkeit, geben ihr eine Form, die sie nicht allumfassend repräsentieren kann. Ich blicke auf ein Modell von allem, und verwechsle es augenblicklich mit dem, was ist. Meine Wahrnehmung weise ich in die Schranken, und hoffe, dass mir der Himmel nie auf den Kopf fallen wird. Das Ausblenden von Umständen bringt Ruhe und Ordnung. Krieg und Katastrophe gibt es nur bei den anderen. Ich will auf meiner Insel alleine und glücklich bleiben. Mehr...
2023-03-22
Nein, ich kann einem Umstand beim besten Willen nichts abgewinnen: Dass Menschen nach all den Jahren ihrer “Entwicklung” immer noch Krieg führen. Zieht ein Sturm des Hasses auf, dann scheinen alle Mittel und Wege recht, zu den Waffen zu greifen. Wir haben nichts dazugelernt. Kein noch so zu unrecht vergossener Tropfen Blut hat uns gezeigt, dass das Leben doch wertvoll und einzigartig ist. Wie ein Spiel wird das Gemetzel von weitem betrachtet, werden die Ränge erklommen, um vom mollig Warmen aus dem Schauspiel der Gewalt zu frönen. Da kracht es, und es riecht beißend nach Schießpulver. Dort fällt ein vor kurzem noch vom Lebenshauch vereinnahmter Mensch als plumpe Masse zu Boden. All sein Streben, seine Geschichte und sein Tun sind in nur einem kurzen Moment vernichtet worden. Seine Angehörigen werden ihn nicht mehr als vor Wärme strahlendes Individuum erkennen, sondern nur noch seinen entstellten Leib bestatten können. Mehr...
2022-04-22
Es ist die Eitelkeit, die mich mein Tempo erhöhen lässt. Ich will sehen, wie ich gedeihe. Was mir im Wege steht, will ich beiseite rücken, will es zerstören, wenn es mich in meinem Streben hindern sollte. Die Technologie ist nur ein Vorwand, um meine Schwingen endlich und ohne schlechtes Gewissen ausbreiten zu können. Wer mir nun noch immer im Wege stehen sollte, hat sein Schicksal selbst besiegelt. Ist meine Geschichte auch voller Neid, Missgunst und voll Tod, so ist die Zukunft, die ich dadurch bereiten konnte, es allemal Wert gewesen. Vom Werkzeug brauchenden Menschen habe ich mich nur scheinbar zum vollständig vernetzten Wesen entwickelt. Das ist alles nur ein Vorwand gewesen, um mich zu verwirklichen. Bin ich auch in dieser modernen Zeit immer in stetigem Fluss, so lasse ich mich doch von der Vergänglichkeit umgarnen wie ein Kind vom süßen Rufen der mütterlichen Brust: ich sehe mich trotzdem als meinen eigenen Herren, auch wenn ich es niemals hätte sein können. Mehr...